Je älter man wird, desto häufiger kommt die Frage auf: Was bleibt eigentlich von mir, wenn ich mal gehe? Was fangen meine Kinder mit meinen ganzen Sachen an? Die vielen Fotoalben, die von einem erfüllten Leben erzählen, die Sammlungen, in denen Herzblut steckt – ob Briefmarken, Urlaubserinnerungen oder Sport-Medaillen –, die Kleider, die Tupperdosen, die Eisenbahn und die vielen Bücher? Je länger man diese Frage in seinem Herzen bewegt, desto deutlicher steht einem vor Augen: „Für mich steckt darin mein ganzes Leben, aber für andere ist es nur bedeutungsloser Kram. Die Kinder werden einen Container bestellen oder einen Entrümpler kommen lassen, um das Zeug aus dem Weg zu schaffen, wenn ich nicht mehr bin.“

Aus solchen Gedanken erwächst häufig der Wunsch, eine Biografie zu schreiben und darin das Leben festzuhalten, bevor man es loslassen muss. Der Wunsch, etwas zu hinterlassen, das erhalten bleibt und für die Nachkommen wertvoll ist. Einerseits ist es das eigene Bedürfnis, in Erinnerung zu bleiben. Andererseits verbindet es die Nachfahren mit ihren Wurzeln, ihrer Herkunft, ihrer Geschichte und wichtigen Teilen ihrer Identität.

Inzwischen wird diskutiert, dass auch Erinnerungen und Erfahrungen von einer Generation an die nächste auf epigenetischer Ebene weitervererbt werden. Sabine Bode hat in ihren Büchern über Kriegskinder und Kriegsenkel eindrucksvoll beschrieben, wie Traumata, die Eltern erlebt haben, in ihren Kindern nachwirken. Wenn sie die Vorgeschichte gar nicht kennen, ist das schwer zu bearbeiten. Wohl denen, die ins Bücherregal greifen und die Geschichte ihrer Eltern nachlesen können!

Das ist auch bei nicht traumatisierten Eltern ein Gewinn. Eine Biografie ist ja nicht nur das Festhalten von Erlebtem, sondern zugleich ein Charakterbild der Erzählenden. Darin können sich Nachfahren ebenfalls auf wohltuende Weise wiederfinden, wie meine eigene Geschichte zeigt.

Dann beachten Sie auch die anderen “Biografie-Typen” in meinem Blog: Typ 1 – “Ich habe nichts zu erzählen”, Typ 2 – “Ich könnte Bände füllen mit meinen Erlebnissen”, Typ 3 – “Der/die Erfolgreiche”, Typ 4 – “Was sollen die Leute denken?” und Typ 6 – “Eine Geschichte mit mehreren Erzählern”.