Manche Menschen möchten gerne ihre Erinnerungen zu Papier bringen, damit die Familie von ihren Wurzeln erfährt und Nachkommen lesen können, wie es früher einmal war. Aber sie machen sich Sorgen, wie das bei anderen ankommt. Wenn eine aus dem Dorf plötzlich meint, ein Buch herausgeben zu müssen. Sich derartig zu produzieren. Ist das denn richtig, gehört sich das, wie sieht das aus?

Dahinter steckt auch ein Generationenproblem. „Nimm dich nicht so wichtig!“, kann ein alter Glaubenssatz sein, den man in der Kindheit oft zu hören bekommen hat. Der oder die Einzelne hatte der Gemeinschaft zu dienen, nicht umgekehrt. Wenn es solche Sätze in Ihrer Kindheit gab, machen Sie sich das bewusst und stellen Sie ihnen eine neue, erwachsene Sicht zur Seite, etwa so: „Ich bin mir wichtig, und ich habe etwas zu sagen. Ich will etwas weitergeben, das bleibt.“

Für Menschen, die z.B. in der DDR aufgewachsen sind, hatte die Angst, was „die Leute denken“ könnten, noch eine ganz andere, existenzielle Dimension. Die falschen Leute sollten sich so wenig Gedanken wie nur möglich machen! Auch das verliert seinen Schrecken, wenn man es sich bewusst macht und vergegenwärtigt, dass es heute anders ist.

Heute löst man unter Umständen mit einem Facebook-Post sehr viel mehr allgemeine Aufregung aus als mit einer Privatbiografie, die man nur einige Male druckt und an einen sehr ausgewählten Kreis von Leuten verteilt. Wenn man einige wenige Punkte beachtet, kann man davon ausgehen, dass die Menschen, die man mit seiner Biografie erreichen will, sehr wohlwollend darauf reagieren.

Wichtig ist, authentisch von sich selbst zu erzählen, wie man gelebt, gedacht und empfunden hat. Wichtig ist zu wissen, dass man keine absoluten Wahrheiten verkündet, sondern selbst gefärbte und geformte Erinnerungen weitergibt. Andere Menschen kann man lebendig beschreiben. Hat man jedoch noch alte „Rechnungen“ mit ihnen offen, ist die Biografie nicht der Ort, wo man sie stellen sollte.

Biografien, die aus dieser Haltung heraus erzählt und geschrieben werden, sind für die Lesenden immer ein Gewinn.

Sind Sie am biografischen Schreiben interessiert?

Dann beachten Sie auch die anderen “Biografie-Typen” in meinem Blog: Typ 1 – “Ich habe nichts zu erzählen”, Typ 2 – “Ich könnte Bände füllen mit meinen Erlebnissen”, Typ 3 – “Der/die Erfolgreiche”, Typ 5 – “Was bleibt, wenn ich gehe?” und Typ 6 – “Eine Geschichte mit mehreren Erzählern”.