Schönheit und Körpergefühl sind aus biografischer Sicht ein großes, immer aktuelles
Thema: Schönheitsideale im Zeitenwandel – für jede Figur ist etwas Passendes dabei!
Häufig ist Schönheit mit Gefühlen der Unzulänglichkeit oder des Versagens verbunden.
Das hängt mit wirkmächtigen Idealen zusammen, mit denen wir überall konfrontiert
sind.
Aber diese Ideale sind glücklicherweise wandelbar, und sieht man sich in der Geschichte
um, findet man für nahezu jeden Körperbau das Ideal, das zu ihm passt.
Lesen Sie, und fühlen Sie sich schön!
Aus der Geschichte lernen:
Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt der Volksmund. Aber ist das wirklich so?
Welchen Einfluss die Gesellschaft und mittlerweile auch die sozialen Medien auf unser
Körperbild haben, wollte die US-amerikanische Fitness-Bloggerin Cassey Ho zeigen: Dafür
ließ sie mit Photoshop ihren Körper auf einem Bild so verändern, wie er in den letzten
Jahrhunderten Trend gewesen wäre, und teilte die Bilder auf ihrem Instagram-Kanal.
Durch die Jahrhunderte nahm sie virtuell zu oder ab, um dem idealen Frauenbild jeder
Zeit zu entsprechen. Dazu erklärte sie, welche Idole und Ideale jeweils das Körperbild
beeinflussten. Ihre Botschaft dazu: „Bitte behandelt euren Körper mit Liebe und Respekt
und richtet euch nicht nach Schönheitsidealen.“
Gängig ist es, jeweils schön zu finden, wie man selbst nicht aussieht: Wenn an
Lebensmitteln Mangel besteht, träumt man vom Dicksein. Wenn Übergewicht zur
Volkskrankheit geworden ist, wäre man gerne dünn. Afrikanerinnen lassen sich
aufwendig die Haare glätten und blondieren, während Frauen mit glatten, blonden
Haaren eine dunkle Lockenpracht anstreben. Inzwischen färben sich nicht nur ältere
Damen die Haare blond, sondern auch junge Frauen die blonden Haare grau. Auch für
Männer gab es Schönheitsmoden, doch lange nicht so wirkmächtig wie die von Frauen.
Vermutlich liegt das daran, dass Schönheit für sie nie als Hauptlebenszweck gesehen
wurde.
Ideal-Figur: Ist dein Körper zu „letzte Saison“?
„Du kannst deinen Körper nicht einfach austauschen, weil er so ,letzte Saison‘ ist“, sagt
Ho. Gute Neujahrsvorsätze, die in diese Richtung gehen, sind häufig um diese Jahreszeit
schon wieder verpufft. Besser als vom jeweils Anderen zu träumen, ist es offensichtlich,
nach dem Schönen in sich selbst zu suchen. Und auch dafür gibt Cassey Hos Blick in die
Geschichte der Schönheitsideale viele Anregungen:
Magere Frauen mit eher androgyner Silhouette mögen beklagen, dass ihre Kehrseite
weniger üppig ausfällt als die von Kim Kardashian, die man aktuell vor allem von hinten
gerne sieht. Doch bevor sie über Po-Liftings oder Implantate nachdenken, sollten sie sich
am Schönheitsideal der 1920er Jahre orientieren. Ihre Figur ist wie für ein Charleston-
Kleid gemacht! Mit „Twiggy“ kam der Look in den 60er Jahren ähnlich wieder. Nur der
„Heroin-chic“ der 90er Jahre mit Kate Moss als Identifikationsfigur verklärte das magere
Aussehen noch weiter, indem er eine winterliche Zweig-Figur bei Frauen für schön
erklärte.
Gammler-Look, Muskeln, Rubens-Kurven
Kurvige Frauen mit Konfektionsgrößen von 40 oder 42 entsprachen in den 50er Jahren
der idealen „Sanduhr-Figur“, wie Elizabeth Taylor oder Marilyn Monroe sie verkörperten.
Um genauso weich und üppig wie diese Frauen auszusehen, warfen sich andere Tabletten
ein, um schneller zuzunehmen. Ihre Töchter warfen später womöglich Tabletten ein, um
das Gegenteil zu bewirken. Bei Männern war auch schlank das neue schön, nicht mehr
der ansehnliche Bierbauch.
Wer der Körperpflege ungern viel Aufmerksamkeit widmet, kann sich am Gammler-Look
der 60er, 70er Jahre orientieren: Ideal-Rebellen dieser Zeit mieden Friseure, Sport und
überhaupt jede Form von gesunder Lebensweise. Entsprechend sahen sie aus und wurden
von vielen für nachahmenswert schön empfunden.
Muskelmänner, die ihre Oberhemden mit dem Bizeps sprengen können, wurden in den
80er Jahren schön. Ab den 90er Jahren wurde eher der Durchschnittsmann als ideal
betrachtet, eine geradezu menschliche Mode. Schlank, muskulös und sportlich ist man in
allen denkbaren Geschlechtern heute gerne.
Wer aber ohnehin füllig ist und über die Feiertage wieder gut zugelangt hat, für den ist
die italienische Renaissance das passende Ideal: Stämmige Beine, große Hüften, ein
runder Bauch und ordentlich Brust – so will die Frau sein! „Rubens-Figur“ ist das
Siegerländer Prädikat dafür. Für mollige Männer ist auch das 19. Jahrhundert ein guter
Maßstab: Körperfülle wurde mit Kreditwürdigkeit gleichgesetzt. In den berühmten „Fat
Man’s Club“ in Connecticut kam nur hinein, wer mehr als 90 Kilo wog. Es durfte auch
gerne mehr sein!
Welchem Schönheitsideal entsprechen Sie? Was finden Sie an sich besonders schön? Nehmen Sie sich einen Stift und Schreiben Sie (Ihre) Geschichte! Wenn Sie mehr Anregungen dazu lesen wollen, beachten Sie auch meine biografischen Impulse.
Zum Bild:
Viel Figur, wenig Problem: Der göttliche Bacchus, gemalt von Peter Paul Rubens. (Quelle:
Wikipedia)