Gewaltfreie Kommunikation und Grimms Märchen, – passt das zusammen? Die alten Märchen faszinieren Kinder und Erwachsene nach wie vor durch ihre starke Bildersprache und die existenziellen Ängste und Probleme, die in ihnen verarbeitet werden. Als die Brüder Grimm mündlich tradierte Volksmärchen niederschrieben, hatten sie dabei durchaus die Erziehung der Kinder im Kopf. Die Vorzüge von Gehorsam und moralischem Verhalten wurden herausgearbeitet. Den mächtigen Bösen erging es schlecht, die schwachen Guten aber obsiegten. Die phantastischen Geschichten eröffneten den Lesern einen Spielraum für neue Möglichkeiten, die die Wirklichkeit mit ihren Zwängen nicht erkennen ließ.

Moderne Helden handeln gewaltfrei

Die Grimmschen Helden erweisen sich als intuitiv begabt, beziehungsfähig und bereit zu Veränderungen. Ausgetretene Wege werden verlassen, Ratschläge nicht befolgt, eigene Lösungen gesucht. Damit sind sie moderner denn je, weil sie über ein grundlegendes Erfordernis unserer Zeit verfügen: Flexibilität. Gewaltfrei erzählte Volksmärchen machen sich diese Fähigkeit der Märchenhelden zunutze. Der ausgetretene Weg des Kampfes um Sieg oder Niederlage wird verlassen, eine neue Lösung auf der Ebene der respektvollen Begegnung gesucht. Wie uns die Welt vorgestellt wird, so stellen wir uns die Welt vor: Kinder sollen innerhalb des phantastischen Spielraums der Märchen Möglichkeiten vorgeführt bekommen, wie sich dramatische Konflikte auf wunderbare Weise lösen lassen, ohne dass „Böse“ gequält und ermordet werden müssen. Am Ende triumphieren alle und nicht nur die vermeintlich „Guten“. Der Rückgriff auf die alten Märchen, deren Ausgang jeder kennt, macht zusätzlich deutlich, dass es in jeder Situation Handlungsalternativen gibt, für die man sich entscheidet und die man dann auch zu verantworten hat. Am Schluss kann der Leser selbst entscheiden, welcher Ausgang ihm sympathischer ist.

Zielgruppe

Erwachsene Märchenfreunde und ihre Kinder (etwa von vier bis zehn Jahren), die sich gerne vorlesen lassen. Menschen, die sich im Sinne der Gewaltlosen Kommunikation eher von Liebe, Respekt, Verständnis und Mitgefühl leiten lassen wollen als von Verurteilungen, Bewertungen und anderen aggressiven Einstellungen, die unser Denken für gewöhnlich dominieren. Da den Rezipienten die alten Märchen bekannt sind, können sich aus den neuen Lösungstrategien interessante Gespräche entwickeln. Hänsel und Gretel gewaltfrei Rotkäppchen gewaltfrei